Die Bargeld-Lager bei der Schweizerischen Nationalbank türmen sich immer höher. Neue Münzen werden immer weniger hergstellt. Die Münzstätte muss deswegen Leute entlassen.
Geld herzustellen war auch schon mal günstiger. Die beiden Legierungsmetalle der Schweizer Münzen befinden sich auf Höchststände: Kupfer – so teuer wie fast noch nie. Nickel: 26 Franken das Kilogramm (2017: knapp 10.-) Hinzu kommen die steigenden Energiekosten für Schmelzen, Pressen und Prägen.
Für 2022 hat die Eidgenössische Münzstätte (Swissmint) so wenige Münzen hergestellt wie seit 1956. Insgesamt 21 Millionen Umlaufmünzen. Im Vorjahr waren es 50 Millionen und davor 78 Millionen.
Das hat nun Auswirkungen auf die Mitarbeiter. Fast jede vierte Stelle musste daran glauben. «Swissmint musste den Personalbestand von 21 auf 16 Personen reduzieren.», so der Geschäftsleiter Marius G. Haldimann auf Anfrage. Die meisten Entlassungen seien über natürliche Fluktuationen geschehen.
Als Grund für die tiefen Prägezahlen werden die Lagerbestände bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angegeben. Da diese wegen Covid19 aktuell so hoch sind, konnte Swissmint nicht mehr Umlaufmünzen herstellen.Haldimann: «Swissmint hat keinen Einfluss auf die Höhe der Prägeprogramme.»
Tatsächlich nimmt der physische Bargeldverkehr immer mehr ab. Corona hat diesen Trend nicht initiiert, aber verstärkt. Zu diesem Schluss kommt auch eine Studie der Universität St. Gallen und der ZHAW: «Seit Ausbruch des Coronavirus hat der Bargeldgebrauch deutlich abgenommen, während digitale Zahlungsmittel an Bedeutung gewonnen haben.»
Für Swissmint stellt dieser Trend ein Problem dar. Sie versucht die Lücke mit Sammlermünzen zu füllen. Doch auch hier gehen die Zahlen runter. Es gibt immer weniger Sammler in der Schweiz. Das zeigt sich deutlich bei den einst beliebten Schweizer Gedenkmünzen, welche ebenfalls von Swissmint herausgegeben werden. Früher wurden davon über 150›000 Exemplare verkauft. Zum Beispiel die «Zürcher Sechseläuten»-Münze aus dem Jahr 2001. Mit einer Stückzahl von 190›000 ein Riesengeschäft für Swissmint.
Danach ging es nur noch runter. Dieses Jahr werden nur noch 15›300 Gedenkmünzen verkauft. So wenige wie noch nie. Die Münze zeigt den Morteratschgletscher. Wie passend: Gletscher und Swissmint haben beide mit der Schmelzdynamik zu kämpfen.
Schockstarre darf man der Münzstätte nicht vorwerfen. Sie versucht alles, um neue Sammler heranzulocken. 2020 überraschte sie mit der «kleinsten Goldmünze der Welt». 0.063 Gramm wiegt die wirklich kleine Münze, auf der Albert Einstein seine Zunge rausstreckt.
Dieses Jahr wagte sich Swissmint auch auf Edelmetall Platin. Die Münze wurde in einer Auflage von 999 produziert. Hier hätte Swissmint mehr herstellen können. Alle 999 Platinmünzen, welche nur online bezogen werden konnte, wurden innert weniger Stunden verkauft. Preis: 799 Franken.
Wenige Tage später tauchten sie auf Ricardo.ch auf. Für bis zu 4500 Franken.