Der Österreicher Marcus Hebein will den Schweizer Journalismus prägen. Bild: oberauer.com
Marcus Hebein heisst der neue Chefredaktor des Branchenblatts. Über den Schweizer Journalismus muss er noch viel lernen.
Ich bin in meiner Karriere auf viele verschiedene Chefredaktoren gestossen. Ich habe jähzornige, verbitterte, zynische, sympathische und hilflose Chefs gesehen. Auch die Verwandlung von Sympathischen in Brüllaffen oder von Unsicheren in Verzweifelte lernte ich kennen.
Marcus Hebein habe ich nur einen knappen Monat als Vorgesetzten erlebt. Er war damals Chef der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Im Grossraumbüro in Bern wählte er den Fensterplatz ganz hinten aus. Zuerst dachte ich, Hebein sei ein PC-Supporter.
Später erfuhr ich, wie aussergewöhnlich zuvorkommend der Typ ist. Er öffnete mir galant die WC-Türe und liess mich beim Kaffeeautomaten vor. „Sympathischer IT-Guy“, dachte ich.
An den morgendlichen Redaktionssitzungen habe ich ihn aber nie angetroffen. Ich muss aber beifügen, dass ich eben nur einen Monat in Bern gearbeitet habe. Danach wechselte ich auf die Lokalredaktion in Zürich.
Hebein hielt es auch nicht viel länger in Bern aus. Nach knapp einem Jahr sagte Hebein baba und empfahl sich. Der Österreicher war den Bernern immer suspekt. Er kam von der österreichischen Nachrichtenagentur APA, die zu Beginn Mehrheitseignerin der Bildagentur Keystone war.
Marcus Hebein wird nun neuer Chefredaktor des «Schweizer Journalists». Die Postille ist das wichtigste Fachmagazin für Journalisten. Klatsch und Tratsch wechseln sich mit Analyse und schönen Porträts ab. Der «Schweizer Journalist» gehört Johann Oberauer. Ebenfalls ein Österreicher.
Sein Landsgenosse Hebein ist in der Schweiz ein unbeschriebenes Blatt. Im Grund weiss man nur, wann er bei Keystone-SDA eingetreten und wann er ausgetreten ist.
Hebein hat sonst noch nie auf einer Schweizer Redaktion gearbeitet. Das Räderwerk der Schweizer Verlage, Kenntnisse vom Motorraum der Chefetagen und die politischen Verflechtungen und Verbindungen – sie sind dem sympathischen Mann unbekannt.
Er wolle, schreibt er, sich nun auf die «Einarbeitung und die ersten Heftproduktionen konzentrieren». Sein Arbeitsort ist Österreich.
Wie das gelingen soll, will er nicht verraten. «Bitte (…) um Verständnis, dass ich bis auf weiteres keine weiteren Fragen beantworten will.» Die vom Verlag «verbreitete Aussendung» sei ausführlich gewesen. Und er habe schon bereits ein Interview mit dem Fachverlag persönlcih.com (sic!) geführt.
Viel Glück dem Mann! Sein Deutsch muss er noch etwas für den Schweizer Sprachraum adaptieren. Hoffentlich erhält er ein schönes Reisebudget und viel Geduld bei Johann Oberauer. Seine Vorgänger und Vorgängerinnen erlebten keine lange Aussendungszeit.