Kapitalerhöhung = Scheitern?
Eine Kapitalerhöhung führt bei der Konkurrenz zu Schnappatmung. Tamedia unterstellt den Kollegen von nau.ch gar journalistische Impotenz.
Am Mittwoch gab das Onlineportal nau.ch bekannt, dass es erfolgreich eine Kapitalerhöhung von 7,5 Millionen Franken ins Eigenkapital durchführen konnte.
Für ein junges Startup-Unternehmen gehört das zum Geschäftsgang. Das Ursprungskapital schmilzt aufgrund der getätigten Investitionen. Neues Kapital wird eingeschossen.
Für den jungen Gründer und CEO, Yves Kilchenmann, hat sich nau.ch bislang als Goldgrube ausgezahlt. Alleine der Verkauf von Livesystems AG soll dem Unternehmer und seinem Partner mehrere Millionen Franken in die Kasse gespult haben. Die Firma wurde letztes Jahr an die Post verkauft. Für den Content verantwortlich ist immer noch nau.ch.
Bei der Konkurrenz hat nau.ch allerdings einen schweren Stand. Innerhalb von fünf Jahren ist da ein Newcomer auf Platz 5 bei den Online-Nachrichten hochgeklettert. Das schürt Neid.
Tamedia schreibt in ihren Verbundzeitschriften, dass vor der Kapitalerhöhung das Fremdkapital bei nau.ch höher als die Vermögenswerte gewesen seien. «Das würde im Normalfall den Konkurs bedeuten.»
Bei Startup-Unternehmen ist dies kein Sonderfall. Zalando, Tesla, Wise, Hopin – Erfolgreiche Jungunternehmen hatten in ihrer Anfangszeit stets einen Passivenüberschuss. Entscheidend ist letztlich das Vertrauen bei den Investoren.
Damit will es Tamedia aber nicht belassen. Über die Kapitalerhöhung von nau.ch schreibt sie leicht entrüstet: «Eine Summe, die erstaunt. Ist der Medienmarkt heute nicht alles andere als ein Wachstumsmarkt? Sind die Investoren bereit, Millionen einzuwerfen bei einem Gratis-Newsportal, das journalistisch kaum von sich reden macht?»
Eine kleine Bosheit. Die über 60 Journalisten von nau.ch bilden einerseits die jüngste Redaktion der Schweiz (Durchschnittsalter 27), überraschen immer wieder durch Primeurs. Das Online-Medium erfuhr als erste vom neuen Nati-Trainer Murat Yakin, schrieb von Martin Bäumles (GLP) Forderung, Verhandlungen mit Putin zu führen und kritisierte das unparteiische Verhalten von SRF bei den jüngsten Wahlen In Frankreich.
Übrigens: Die letzte Nachricht wurden von «20 Minuten» dankbar aufgenommen. Die Pendlerzeitung gehört TX Group, die wiederum Tamedia besitzt. Von wegen, «journalistisch kaum von sich reden macht.»