Blau, blau, blau blüht die VBZ.
Die Verkehrsbetriebe Zürich verschandeln mit ihren vollbemalten Trams das Stadtbild. Eine Riesenmehrheit der Stadtzürcher wolle das so, schreibt sie.
Das kommt heraus, wenn man eine Studie für das eigene Produkt in Auftrag gibt: 90 Prozent der Befragten freuen sich und stören sich gar nicht über Werbung in den Trams. Fast jeder dritte gibt an, dass er vollbemalte Trams am liebsten mag.
In der Befragung von 2018 trat dann noch ein kleines Wunder hervor: Obwohl ein Tram erst drei Wochen lang für den TGV Lyra warb, konnte sich fast die Hälfte der Befragten an die Vollbemalung erinnern.
Wenn das stimmen soll, dann müssten die geschätzten Leser jetzt mindestens drei vollbemalte Trams aufzählen, die momentan durch das Zürcher Tramnetz kurven.
Sieben sind es nämlich an der Zahl. Mehr geht nicht. Ursprünglich waren nur 5 erlaubt. Stadtrat Michael Baumer (FDP) konnte letzten Sommer das Kontingent aber erfolgreich erhöhen. Während acht Wochen im Jahr sind sogar mehr als sieben erlaubt.
Wahrscheinlich werden bald noch mehr zulässig sein. Der im Juni erschienene VBZ-Geschäftsbericht hält fest: «Die Nachfrage des Werbeangebotes Vollbemalung war auch 2021 sehr hoch, was einer Veränderung gegenüber dem Vorjahr von Plus 10.8% entspricht.»
Für die VBZ eine der wenigen Lichtblicke. Der Umsatz bei Tram- und Buswerbung sank um knapp 10 Prozent auf 6,24 Millionen Franken. Ticketeinnahmen: 91,8 Mio. 2017 lagen sie fast dreimal höher.
Die Schwarzfahrerquote befindet sich auf einem Rekordhoch: Jeder 50. fährt schwarz. Und wer bei der VBZ einbrechen möchte, wird nicht viel vorfinden. 9625 Franken hatte sie Ende 2021 flüssig.
Ohne Subventionen müsste die VBZ wahrscheinlich schon in der ersten Januarwoche Konkurs anmelden.
Mit der Vollbemalung verliert die VBZ aber vor allem ihr Gesicht. Die blauweissen Trams gehören zum Stadtbild von Zürich. Wer das opfert, hat von Marketing keine Ahnung.
Wenn die Stadt aber auf diese Weise Geld eintreiben will, dann folgender Vorschlag: Bei der nächsten Medienkonferenz soll Stadtpräsidentin Corine Mauch ein Käppi von Elmer Citro tragen. Oder eine Vollbemalung.