Für 40 Punkte gibt es einen Kühlschrank.
Die Grossbank setzt sich für Chancengleichheit im Frauenfussball ein. Interne Dokumente haben aber aufgezeigt, dass die Frauen weiterhin weniger verdienen als die Männer. Die CS will dafür mehr Frauentoiletten bauen. Der oberste CS-Verantwortliche im Gespräch.
Severin Neunkircher, Head of CS Woman Justice, zum Gehälter-Leak. Der 39-Jährige war früher Profi beim FC Olten. Heute ist er auch in der Geschäftsleitung des Schweizerischen Fussball-Verbands (SFV).
Todernst: Am Mittwoch schrieb der «Blick», dass die Schweizer Fussballerinnen an der Europameisterschaft nicht gleich viel wie die Männer erhalten, sondern nur «Punkte». Für 40 Punkte gibt es zum Beispiel einen Kühlschrank, für 5 einen neuen Duschkopf. Warum zahlt die CS nicht in Franken?
Neunkircher: Da muss ich etwas ausholen. Die CS, der SFV und Vertreterinnen der Frauenmannschaft besprachen dieses Thema während einer Retraite im letzten Sommer. Dabei stellte sich heraus, dass es den Frauen um mehr als Geld geht.
Also um Kühlschränke?
Nein, es geht um die gesellschaftliche Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft. Seit 40 Jahren klopfen Frauen bei den Vereinen der obersten Liga an. Bisher erfolglos.
Was meinen Sie damit?
Frauen sind es Leid, die Strukturen so weiter mitzutragen. Stichwort Toiletten: Noch immer gibt es auf den Trainingsplätzen zu wenige davon. Aber auch beleuchtete Parkplätze, Pflanzen in den Kabinen und bessere TV-Präsenz.
Um auf die Punkte zurückzukommen: Für den Einzug ins Viertelfinal gibt es 80 Punkte. Was können sich die Spielerinnen damit kaufen?
Neunkircher: Der Ausdruck «kaufen» ist falsch. Er entspringt einer männlichen Dominanzsprache. Wir von der Credit Suisse haben bewusst die Formulierung «umtauschen» gewählt. Dieses Wort kommt der Frauenwelt näher. Sie kennen es von Zalando etc.
Also, was kann man mit 10 Punkten umtauschen?
Auf konkrete Beispiele gehen wir nicht ein. Auch die Beispiele von «Blick» kommentieren wir nicht.
Man munkelt, dass 10 Punkte einem Massage-Stab entsprechen.
…
Die CS will auch die Verbandsstrukturen aufbrechen. Warum das?
Es ist leider immer noch so, dass die Frauenmannschaften den Kunstrasen zugeteilt kriegen, während die «erste Männermannschaft» auf dem besten Platz trainiert.
Will die CS nun hundert neue Spielfelder herstellen?
Das nicht, aber wir sind in Kontakt mit der Roger Federer Foundation (RFF). Gemeinsam wollen wir bis 2060 bis runter zur 2. Liga gleiche Rechte für die Frauen schaffen. Das inkludiert neue Plätze, aber auch ein Reglement, das Frauen und Männer gleich behandelt.
Wie wollen Sie neue Plätze in der dichtbesiedelten Schweiz ermöglichen?
Zum Beispiel auf dem Uetlihof. Die CS plant dort einen neuen Campus zu errichten, der sämtlichen Frauenvereinen offen stehen soll. Mit extra breiten Parkplätzen, Sushi unter einem Zelt und eisgekühltem Rosé.
Bildquelle: CS