Heute vor 80 Jahren kam Adolf «Dölf» Ogi zur Welt. Sein Vorname war bei seiner Karriere kein Türöffner.
Man nennt Sie «Dölf». Auch weil Adolf heute mit einer anderen Person aus einer düsteren Zeit verbunden wird. Haben Sie unter Ihrem Vornamen gelitten, fragt ihn heute zum runden Geburtstag der Blick. «Teilweise ja. Der Name war halt in der Tradition der Familie Ogi. Mein Vater hatte vier Brüder. Die fünf Buben hiessen Fritz, Kilian, Oskar, Hermann und Adolf. Und seine Söhne bekamen wiederum die Namen: Fritz, Kilian, Oskar, Hermann und Adolf», so Adolf Ogi im grossen Interview.
Tatsächlich fiel der 18. Juli 1942 in eine Zeit der erfolgreichen Ostoffensive der Deutschen Wehrmacht. Ein Jahr später dann sah alles anders aus. Stalingrad verloren und auf dem Rückzug, der mit der Kapitulation im Mai 1945 gipfelte. Kein Wunder also, musste Adolf Ogi unter seinem Vornamen leiden. So richtig in die Pfanne haute ihn wegen seinem Vornamen aber lediglich die Rechtsaussen-Postille «Schweizerzeit» (Chefredaktor Ulrich Schlüer) im Jahr 2003. In einer so genannten Glosse wurde der damalige Mediensprecher von Adolf Ogi, Oswald Sigg, mit Josef Goebbels verglichen. Der alt Bundesrat Ogi gelangte daraufhin vor den Presserat und bekam Recht. Seine Beschwerde wurde gutgeheissen.
Den gleichen Vornamen wie Ogi trägt der Deutsche Journalist Adolf Stock. In einem Interview auf Radio SRF von 2018 sagt er auf die Frage, was man erlebe, wenn man Adolf heisse:
Ich war bei Freunden in Amerika. Mein Kollege hatte Karten für die Show «The Colbert Report» besorgt. Die satirische Comedy-Show war damals absolut Kult in New York. Der Einheizer, der vor der Show für Stimmung sorgte, sprach mit einem jungen jüdischen Mann. Auf eine Frage des Einheizers sagte der Junge: ‹Ich weiss nicht so recht, was ich mit meinem Leben anfangen soll.› Danach kam ich dran. Ich sagte: ‹Ich bin Adolf aus Berlin.› Im Raum herrschte Schweigen, bevor der Einheizer sagte: ‹Adolf from Berlin.› Dann fingen die Leute laut an zu lachen und der Einheizer setzte noch einen drauf und machte sogar noch Witze über Juden. Ich bin dann mit sehr ambivalenten Gefühlen raus gegangen.
Adolf ist und bleibt also ein Vorname mit Nachteilen. Adolf Hitler übrigens soll keine Freude gehabt haben, wenn man sein Kind Adolf taufte. Er fühlte sich in der Alleinstellung bedroht, so die Recherchen von Adolf Stock.